Der dänische Architekt und Designer Ole Wanscher wurde 1903 in Kopenhagen geboren und war eine Schlüsselfigur in der Midcentury Modern Bewegung Dänemarks. In der Nachkriegszeit war es seine einfache und raffinierte Ästhetik durch eine Neuerfindung klassischer Formen, die skandinavisches Design ausmachte. In skandinavischen Einrichtungen zählen viele seiner Stücke zum Grundbestand.
Wanscher studierte beim berühmten Architekten und Designer Kaare Klint (1888-1954) an der Royal Danish Academy of Fine Arts. Nachdem er seinen Abschluss machte, arbeitete Wanscher von 1924 bis 1927 bei Klint. Nach Klints Tod erhielt Wanscher dessen Professorenstelle an der Akademie, die er bis zu seiner Pensionierung 1973 ausübte.
1927 gründete Wanscher seine eigene Architektenfirma, spezialisiert auf Möbeldesign. Wie Klint, stimmte er mit der Ablehnung der Vergangenheit durch die Modernisten nicht überein. Angeregt durch die Erforschung des menschlichen Körpers bevorzugte er es, klassische und minimalistische Ästhetik zu erkunden. Wanscher war ebenso beeinflusst von griechischen, chinesischen und ägyptischen Designs, denen er auf seinen vielen Reisen begegnete. Außerdem war er inspiriert von proto-modernistischen Bewegungen, wie der Wiener Secession, dem Biedermeier und den Stilen der Shaker.
Zwischen den 1940ern und 1960ern war Wanscher Teil ergebnisreicher Zusammenarbeiten mit kleineren Kunsttischlern, wie dem meisterhaftem A. J. Iversen (1888-1979), sowie größeren dänischen Firmen, wie France & Søn, Fritz Hansen, Poul Jeppesen und Rud Rasmussen. Gemeinsam mit Iversen entwarf er den ikonischen Ladies Schreibtisch (1954) und den Egyptian Hocker (1957). Zu den herausragenden Wanscher Designs zählen auch der PJ-149 Colonial Stuhl (1949), der Rungstedlund Esszimmerstuhl (ca. 1950) und das PJ-112 Sofa (1951) für Poul Jeppesen, sowie der 110 Schaukelstuhl (1951) und der Senator Sessel (1951) für France & Søn. Wanscher schrieb auch viele Artikel und veröffentlichte zahlreiche Bücher über Designgeschichte, darunter The History of the Arts of Furniture (1956) und Five Thousand Years of Furniture (1967).
Obwohl Wanscher nicht ganz so bekannt war wie einige seiner Zeitgenossen Finn Juhl, Hans Wegner, Poul Henningsen und weitere, beeindruckte er viele wichtige Kritiker. Sven Erik Moller von der dänischen Zeitung Politiken schrieb 1958: „Besitzt man einen Wanscher Stuhl, bringt er einem jeden Tag ein Erlebnis, vielleicht hunderte Jahre lang, denn so lange wird er halten. Man erahnt den Erfinder des Stuhls und den Wert handgemachter Arbeit…“ 2003 äußerte sich die berühmte Kunstkritikerin der New York Times, Roberta Smith: „Er kombinierte die Fähigkeiten von Handwerksmeistern, Designern und Bildhauern mit denen eines Historikers. Durch seine Sensibilität gegenüber dem Material Holz und dessen Eigenschaften wie Glanz und Finesse, konnte er der dauerhaften, modernen Kahlheit des internationalen Stils mit organischem Leben und einem starken Gefühl für die Vergangenheit begegnen.“
Wanscher starb 1985. Viele seiner Designs sind weiterhin bei Carl Hansen & Søn in Produktion.
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