Bruno Carvalho wurde 1975 in Lissabon geboren. Von 2000 bis 2003 arbeitete er an der Konservierung und Restaurierung historischer Fliesen aus Portugal im Nationalmuseum für Fliesen in Lissabon, dem National Azulejo Museum. Zwischen 2003 und 2005 nahm er am Residenzprogramm für Künstler*innen am New Artistic Trends Studies Center (CENTA) in Vila Velha de Ródão in Portugal teil. In Zusammenarbeit mit der portugiesischen Escola Superior de Artes e Design de Caldas da Rainha (ESAD.CR) und dem CENTA entwickelte und initiierte er 2006 Experimenta O Campo, ein Residenzprogramm, das Studierende mit portugiesischen Handwerker*innen zusammenbringt.
Carvalho studierte an der ESAD.CR und schloss sein Studium 2007 mit einem Diplom in Keramikdesign ab. Im selben Jahr eröffnete er sein eigenes nach ihm benanntes Studio, welches nie ortsgebunden war, sondern von ortsspezifischen Projekten und Objekten innerhalb kultureller und sozialer Kontexte bestimmt wird. Zu den Orten, die Carvalho inspirieren, zählen unter anderem Lissabon, Braga, Bogas do Meio und die Azoreninseln in Portugal, Eindhoven und Den Bosch in Holland, Berlin und Jingdezhen in China. Von 2007 bis 2012 absolvierte Carvalho ein Praktikum und arbeitete anschließend als freier Mitarbeiter im Studio von Maarten Baas in den Niederlanden. Zwischen 2010 und 2012 schuf der Designer Made Out Portugal, eine Werbeplattform für portugiesische Designer*innen, die im Ausland leben und arbeiten.
Zu Carvalhos vielfältigen Designprojekten gehört CHINaWARE (2012-2014), eine in Jingdezhen entstandene Kollektion aus Porzellan in vier Serien: Barbowls (2012), Pleasure Cups, Class Bowls und Imperial Marker (alle von 2014). Jede wurde sowohl vom alltäglichen Leben als auch von den traditionellen Typologien von Jingdezhen inspiriert. Imperial Marker, zum Beispiel, ist ein Set bestehend aus Porzellanvasen, die mit einem chinesischen Filzstift gefärbt wurden, der häufig verwendet wird, um Produktionsvorgaben in Porzellanfabriken zu markieren. In Carvalhos Werk stellen die Federstriche die Verdrängung von Meistern, ihren Techniken und traditionellen Materialien angesichts der rasanten Entwicklung dar. Auch seine ortsspezifischen Möbelprojekte wie Smalle Haven Chaise Longue (2010), Tempelhof Berlin Airport Lamp (2011) und Tryptich Axa Stadium Mirror (2012) sind jeweils funktionale Objekte, deren Formen aus bestimmten architektonischen Details extrahiert und an den Orten entwickelt werden, an denen sie zunächst ausgestellt werden. Tryptich Axa Stadium Mirror wurde beispielsweise von einem Detail inspiriert, das Carvalho im Stadion des portugiesischen Fußballvereins Braga beobachtete. Das Stadion selbst wurde von dem portugiesischen Architekten Eduardo Souto de Moura (Gewinner des Pritzker-Preises 2011) entworfen.
Arbeiten des Designers wurden an renommierten Institutionen und Veranstaltungen ausgestellt, darunter das Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean (MUDAM) (Luxemburg, 2014), das Experimenta Design (Lissabon, 2008-2011, 2014), die Dutch Design Week (Eindhoven, 2008-2011), die Show Me Gallery (Braga, 2012 und Design Days Dubai, 2014), das De Krabbedans (Eindhoven, 2010) und die Villa Noailles Hyères, Frankreich (2008). Außerdem kuratierte Carvalho gemeinsam mit Anna Loporcaro 2014 die Ausstellung Never for Money, Always for Love im MUDAM (Luxemburg).