Eine neue experimentelle Herausforderung für Design aus Kuba


Havana Design Workshop 2018

Von Wava Carpenter

Vor gerade einem Jahr hat sich das kubanische Designteam Raiko Valladares mit Daniela Friedman, Mitglied des VibraStudios in Havanna, zusammengetan, um zu überlegen, wie die Designkultur Kubas gefördert und die junge blühende Designszene in den Vordergrund gerückt werden kann. Die Lösung: die Gründung einer neuen Veranstaltung, die in Havanna stattfindet und die Zusammenarbeit zwischen kubanischen und nicht-kubanischen Designer*innen fördert. Innerhalb einiger Monate entwickelte sich der Plan mit der Hilfe einiger begeisterter Unterstützer*innen, darunter der kubanische Künstler Wilfredo Prieto, die Kuratorinnen Lena Solá Noguè und Gabriela Román, die Geschichtenerzählerin Gaëlle Dickie, das New Yorker Studio Ladies & Gentlemen sowie der Designer Gabriel Tan aus Singapur.

Der erste Havana Design Workshop 2018 fand im Juni in der Werkstatt Prietos statt, einer ehemaligen sowjetischen Werft an den Ufern des Rio Almendares. Elf kubanische Designer*innen nahmen mit ihren zehn internationalen Designpartner*innen teil, darunter Tezontle aus Mexiko-Stadt, Premice & Co aus Paris und Lex Pott aus Rotterdam, um nur einige zu nennen.

Dieser zehntägige Workshop befasste sich mit den einzigartigen Umständen, unter denen kubanische Designer*innen der Gegenwart arbeiten, erklären die Veranstalter*innen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion Anfang der 1990er folgte eine Wirtschaftskrise, die die jungen Designer*innen von heute dauerhaft geprägt hat. Die „Sonderperiode in Friedenszeiten“, wie diese Zeit genannt wurde, zeichnete sich durch eine weit verbreitete Knappheit an Grundmaterialien aus, welche die kubanische Bevölkerung dazu zwang, ihre eigenen Lösungen für Alltagsprobleme zu finden, ja zu erfinden. Mittlerweile wird dieser schöpferische Grundgedanke von Designschaffenden in Kuba sehr geschätzt. Sie erkannten, dass ihre harten Erfahrungen und die Unsicherheiten der Sonderperiode in ihnen innere Widerstandskraft, Anpassungsfähigkeit und Improvisationsgeist genährt hatten.

An den ersten Tagen des Workshops tauschten sich die transnationalen Designteams über kühnes Experimentieren, alternatives Denken und spontanes Erfinden aus, während sie zusammen an funktionalen sowie funktionslosen Prototypen und konzeptuelle Objekte arbeiteten. Die Ergebnisse wurden an den letzten Tagen des Workshops dem Publikum präsentiert und werden bald zu Kunstgalerien innerhalb und außerhalb Kubas geschickt werden. An einer zweiten Veranstaltung wird bereits gearbeitet, die weiterhin neue Wege aufzeigen soll, Umstände, die von Vielen als Hürden betrachtet werden, in kreative Kraft zu verwandeln, auf die man allen Grund hat, stolz zu sein.

  • Text von

    • Wava Carpenter

      Wava Carpenter

      Seit ihrem Studium in Designgeschichte an der Parsons School of Design hatte Wava schon in vielen Bereichen der Designkultur den Hut auf: sie lehrte Designwissenschaft, kuratierte Ausstellungen, überwachte Auftragsarbeiten, organisierte Vorträge, schrieb Artikel und erledigte alle möglichen Aufgaben bei Design Miami. Wava lässt den Hut aber im Büro – auf der Straße bevorzugt sie ihre Sonnenbrille.
  • Übersetzung von

    • Jessica Hodgkiss

      Jessica Hodgkiss

      Jessica ist Cheesecake-Enthusiastin, Kunstliebhaberin und man findet sie häufig auf Flohmärkten. Außerdem liebt sie es, Zeit in Berlins wunderschönen Parks und den Seen in der Umgebung zu verbringen. Die in München geborene Übersetzerin studiert zur Zeit Kunstmanagement im Master.

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