Handbuch eines Sammlers zu einem der ersten internationalen Innenarchitekturbüros weltweit


Wir lüften das Geheimnis um Maison Jansen

Von James Archer Abbott

Das Pariser Maison Jansen, oder einfach Jansen, entwarf als Designfirma eine der spektakulärsten Kulissen seiner Zeit. 1880 gegründet, war das Büro zwischen dem 19. Und 20. Jahrhundert tätig, während der Blütezeit der Schönen Künste. Jansen war anfangs bei der Oberschicht der Dritten Republik Frankreichs in aller Munde, zur Jahrhundertwende gewann es internationales Ansehen. Zu seinen Kunden zählten die Herrscher Englands, Belgiens, Hollands und Spaniens. Ab 1905 bis einschließlich der 1980er versendete Jansen seine Luxusgüter über eine Gruppe aktiver Satellitenbüros, die in Nord- und Südamerika, sowie Europa und Afrika angesiedelt waren. Und obwohl die Firma 1989 ihren Hauptsitz in der 9 Rue Royale in Paris aufgab, ist Jansens ikonischer Stil heute nach wie vor begehrt. Jansens Stil stellt eine Mischung aus 18. Jahrhundert Bourbon Pracht, Hollywood Theatralik und der Raffinesse Englischer Landhäuser dar und wird gerne nachgeahmt.

Seit dem 21. Jahrhundert umgibt eine Aura des Geheimnisvollen die Vintage Designs von Jansen. Auf einer Reihe von Versteigerungen für Prominente in den 1990er Jahren fing alles an. Seitdem werden Kunden der Firma mit den mythologischen Symbolen von Liebe, Macht und Tragödie in Verbindung gebracht. Zu den Kunden zählen der Herzog und die Herzogin von Windsor, die Society-Dame Pamela Harriman sowie Jacqueline Kennedy Onassis und viele weitere. Bis heute erhaltene Inneneinrichtungen, die Jansen für Herrscher, Diktatoren und gesellschaftlichen Doyennes entwarf, sind zunehmend im Fokus von Bewahrung und Forschung. Möbel und objets d’art hingegen, sind heiß begehrt und werden von zeitgenössischen Designern, Sammlern und Wissenschaftlern der angewandten Kunst gleichermaßen wertgeschätzt.

Jansen bergère, c. 1955, wood frame, upholstery. This Louis XV-style chair was a Jansen staple of the 1920s; its post-World War II version included an interior pocket to hold one's remote control. © Collection of James Archer Abbott
Seinem üppigen Erbe entsprechend, weist der Name „Jansen“ zahlreiche Assoziationen auf. Zum einen markiert er das jahrhundertelange, weltweite Angebot an dekorativen Dienstleistungen, die sich auf das Aufleben der Geschichte und auf zeitgenössische Trends konzentrieren, die zum größtenteils unter der meisterhaften Leitung der sukzessiven stilprägenden Präsidenten Stéphane Boudin (1888-1967) und Pierre Delbée (1900-1974) stattfanden. Dann bezieht sich der Name noch auf ein fünfstöckiges Pariser Atelier (das in den 1930er Jahren bis zu 700 speziell ausgebildete Handwerker beschäftigte), Satelliten-Workshops in Buenos Aires und andernorts, und auf ihre Produkte, von kunstvoll gefertigten, vertäfelten Räumlichkeiten bis hin zu tausenden einzigartigen Möbelformen, Beleuchtungsarmaturen und anderen Ausstattungen.

„Jansen“ ist zudem auch Beschaffer einiger der besten Europäischen Antiquitäten des 18. Jahrhunderts. Beispiele davon befinden sich in führenden Museen, wie etwa dem Metropolitan Museum of Art in New York. Außerdem taten sich einige der größten Designer des 20. Jahrhunderts mit dem oben aufgeführten Boudin und Delbée zusammen. Zu diesen Designern zählen Carlos Ortiz-Cabrera, Francis Chaillou, Harold Eberhard, Oliver Ford, Arthur Kouwenhoven, Claude Mandron, Serge Robin und Henri Samuel.

Dank der Langlebigkeit der Firma und ihrer internationalen Ausrichtung, ist die Bezeichnung ihres Mobiliars sehr facettenreich. So stellte Jansen Möbel her, die Meisterstücke des Bourbon Court aus dem 18. Jahrhundert imitierten als auch weitere historisch abgeleitete Stile. Gleichzeitig entwarfen die Jansen Designer Möbel, die sogar die zeitgenössischsten Geschmäcker zufrieden stellten. Sie bezogen sich unter anderem auf Stile wie dem Ästhetizismus, dem Jugendstil, der modernen Kunst und der Postmoderne.

Surviving interiors created by Jansen for monarchs, dictators, and social doyennes are now subjects of preservation and study. Sammler, die sich auskennen, können heute drei allgemeine Kategorien von Jansens Mobiliar ausmachen, die von Kriterien der Qualität und der Einzigartigkeit bestimmt werden. Die erlesenste Kategorie zeichnet sich durch einzigartige Auftragsarbeiten aus, die für Kunden, wie dem Shah und der Schabanu des Iran, dem Ölmagnaten Charles Wrightsman und seiner Frau und Kunstmäzin Jayne, oder den Windsors entworfen wurden. In dieser Kategorie befindet sich das Paar der polychrom gestrichenen Kommoden, die 1938 für den Cap d’Antibes Ankleideraum der Duchess of Windsor produziert und im Oktober 2008 bei Christie’s in New York versteigert wurden. Solche detailiert verzierte Stücke wie diese haben keine vergleichbare Konkurrenz. Jedes Exemplar ist eine einzigartige visuelle Hommage an einen Kunden. Sie stellen die seltensten Werke Jansen dar.
 
Miniature telephone table, c. 1955, mahogany and brass. A concept born, interestingly, of a husband and wife who rarely spoke, this table allowed one spouse to pass the phone to another without engaging in conversation. © Collection of James Archer Abbott
Die zweite Kategorie von Jansens Mobiliar besteht aus Designs, die von der Firma selbst stammen und in limitierten Auflagen erschienen sind. Darunter befinden sich der ikonische Miniatur-Telefontisch auf Rädern, der es dem Nutzer erlaubt, einen Anruf vor Annahme umzuleiten, als auch eine exzentrische, luxuriöse Interpretation des Thebes Hocker der 1880er von Liberty & Company. Diese Stücke sind in ihrer kunstvollen Herstellung auf Anfrage von Klienten entstanden und weisen oftmals exotische Ausführungen auf, wie Chagrinleder oder knalligen Lack. Auch Teil dieser Kategorie sind Modelle von Stühlen, komplett gepolsterten Sofas und anderen Möbeln (wie die durch Boudin entwickelten und in Bronze ausgeführten zwei- oder dreistufigen Beistelltische im Stil Ludwig XV. und Ludwig XVI.), die aufgrund ihrer Auswahl an Bezügen und/oder ihrer Ausfertigungen „Unikate“ darstellen.
 
In der dritten Kategorie befindet sich die Standardreihe von Sitz- und Kastenmöbeln, die ursprünglich als Platzhalter für kleinere Räume innerhalb größerer Gebäude gedacht waren, die durch Bauaufträge entstanden sind. Infolgedessen wurde diese Art von Mobiliar mit den Aufträgen Jansens für Hotels der Nachkriegszeit in Verbindung gebracht. Einige Formen sind in einer kurzlebigen, für Verbraucher zugänglichen Möbelserie der 1970er integriert worden, die als „Jansen Collections“ bekannt wurde. Diese kunstvoll hergestellten Stücke, Bureau Plats, Secrétaire Abattants und Kommoden wurden mehrfach hergestellt und beinhalteten von Menschenhand geschaffene Materialien für Furniere, Schubladen-Montagen und so weiter.

Was die Sache noch zusätzlich verkompliziert, ist der Fakt, dass die Möbel und objets d’art von Jansen nicht immer konsequent gekennzeichnet sind. Eine zuverlässige Zuordnung ist von großer Bedeutung. Die Tatsache der mangelnden Zuordnung hat damit zu tun, dass die Firma Gutschriften für Aufträge an den Kunden umgeleitet hat, um auf Selbstvermarktung zu verzichten. Stücke mit Kennzeichnung weisen „JANSEN“ oder „JANSEN/Paris“ (manchmal auch „JANSEN/PARIS“), oder „JANSEN/rue Royale“ auf. Verifizierte bronzene Tische und Lampen sind wie folgt gekennzeichnet: „JANSEN/9 RUE ROYALE“ und „JANSEN“. Möbel. Die in Buenos Aires produzierten Stücke weisen manchmal schablonierte Aufschriften auf, wie „JANSEN/INDUSTRIA ARGENTINA“. Es ist wichtig zu erkennen, dass die eigentlichen Fabrikate der Firma noch nicht vollständig ausgewiesen sind. Für diejenigen aber, die gerne weiterforschen möchten, lohnt es sich - das wird auch jeder Besitzer eines verifizierten Jansen bestätigen.

 

* Special thanks to James Archer Abbott and to Acanthus Press for providing images. For more insight into Jansen's extensive body of work, check out the book Jansen.

  • Text by

    • James Archer Abbott

      James Archer Abbott

      James Archer Abbott is the author of many publications, including Designing Camelot: The Kennedy White House Restoration and JANSEN. He currently serves as director of John Hopkins University's Evergreen Museum & Library.

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