Das Kunstgewerbemuseum zeigt die beeindruckenden Arbeiten von Berliner Designer Philipp Weber


Composing Processes

Von Emma Lucek

Philipp Webers Ausstellung Composing Processes, die gerade im Kunstgewerbemuseum in Berlin zu sehen ist, zeigt den jungen Absolventen der Design Academy Eindhoven nicht als einen Gestalter von Formen sondern von Prozessen. Bei näherer Betrachtung seiner einzigartigen visuellen Handschrift wird schnell klar, dass sich in seiner Arbeit alles um die Bedeutung des Handwerks in einer zunehmend digitalisierten Welt dreht.

Webers erste Experimente mit Glas zeigen wie sehr ihn der rhythmische Arbeitsprozess des Glasbläsers fasziniert. Für A Strange Symphony wandelte der Designer sein wichtigstes Werkzeug, die Pfeife, in ein Musikinstrument um. Bei einem Glasbläserkonzert in seiner Werkstatt führte er seine überraschende künstlerische Symbiose 2013 einem Livepublikum vor. Der begleitende Film zu diesem einmaligen Ereignis wird nun zusammen mit Webers Glasbläsertrompete und den entstandenen Gegenständen aus massivem Glas im Museum gezeigt. Der rhythmische Entstehungsprozess spiegelt sich sanft in den Schichten dieser Objekte aus klarem und buntem Glas wider.

In Anbetracht Webers großer Leidenschaft für Handwerk scheint ein traditionelles Kunstgewerbemuseum als Austragungsort seiner ersten Einzelausstellung gerade richtig. Dennoch stellt die schlichte Bescheidenheit seiner Arbeiten einen starken Kontrast zur Sammlung des Museums dar. Eingepfercht zwischen diversen vergoldeten und schmiedeeisernen Relikten aus dem 17. Jahrhundert, die sich schon immer im Besitz des Museums zu befinden scheinen, wird im Rittersaal des Berliner Schlosses in zwei großen Glasvitrinen eine kleine Auswahl von Webers grobstrukturierten, geometrischen, kohlefarbenen Objekten ausgestellt. Für From Below wählte Weber ein industrielles Nebenprodukt als Mittel seines künstlerischen wie handwerklichen Ausdrucks. Trotz ihrer groben Beschaffenheit zeigen die Objekte aus reinem Kohlenstoff, welcher bei der industriellen Gewinnung von Steinkohle entsteht, Webers Intellekt und Beharrlichkeit. Sie verdeutlichen ihren experimentellen Entstehungsprozess und zelebrieren so in gewisser Weise das Prinzip von Versuch und Irrtum.

Wahrscheinlich hatte sich Kuratorin Claudia Banz genau diese Art von Kontrast erhofft, als sie Weber zur Teilnahme an der neuen Reihe Design Views im Kunstgewerbemuseum einlud. Webers zeitgenössische Interpretation von Handwerk bringt frischen Wind in das Museumsgebäude – eine imposante, moderne Monstrosität aus der Nachkriegszeit, die von Rolf Gutbrod entworfen wurde – und auch in die umfangreiche kunstgewerbliche Sammlung aus vergangenen europäischen und byzantinischen Zeiten.

 

Die Ausstellungsreihe Design Views ist ein gemeinsames Projekt des Kunstgewerbemuseums und des International Design Centers Berlin. Philipp Webers Ausstellung Composing Processes ist noch bis zum 18.04.2018 zu sehen.

 

Philipp Weber studierte an der Design Academy Eindhoven und der UdK Berlin. Für sein Werk wurde er bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und nahm an Ausstellungen auf der ganzen Welt teil. A Strange Symphony wurde außerdem in die Sammlung des Shanghai Museum of Glass und und des Musée des Arts Décoratifs in Lausanne aufgenommen.

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    • Emma Lucek

      Emma Lucek

      Die England geborene Emma hat polnische Wurzeln und lebt momentan in Berlin. Mit ihren Erfahrungen im Bereich Forschung und Design findet sie nicht nur tolle neue Händler*innen für Pamono, sondern schreibt seit kurzem auch kritische Texte über Kunst, Architektur, Kulturgeschichte und natürlich Design.