Roger Tallon: Design in Motion Ausstellung im Les Arts Décoratifs


Dem Vater des französischen Designs zu Ehren

Von Rachel Miller

Außerhalb Frankreichs ist Roger Tallon (1929-2011) vielleicht nicht ganz so bekannt, wie die Generation französischer Designer vor ihm, wie etwa Jean Prouvé oder Charlotte Perriand , sein Beitrag zur französischen Designkultur bleibt dennoch unübertroffen. Tallon wird oft als „Vater des französischen Designs“ bezeichnet. Er arbeitete innerhalb der Branche immer an der Spitze und spielte eine bedeutende Rolle in der Begründung dieses Berufsfeldes in Frankreich wie auch in anderen Ländern.

Das Pariser Les Arts Décoratifs widmet diesem einzigartigen und einflussreichen Talent nun eine Ausstellung: Roger Tallon: Design in Motion. Die Ausstellung schöpft aus dem umfangreichen Archiv, das der Designer 2008 dem Museum zur Verfügung stellte. Es umfasst Werke seiner gesamten Karriere—darunter Designobjekte, komplexe Zeichnungen und Modelle—und ist die erste große Retrospektive von Tallons Arbeiten seit den frühen 90ern.

Über einen Zeitraum von sechzig Jahren entwickelte Tallon einen radikal neuen, technikorientierten Gestaltungsansatz. Er arbeitete bei Technès unter Prouvé und war als Berater bei vielen renommierten, multinationalen Unternehmen tätig, darunter Caterpillar, Fenwick, Frigidaire, General Motors, Kodak und Peugeot. Zu seinen herausragenden Projekten zählen der TGV Duplex Train (1994), die Grafiken für Art Press Magazine (1973), 3T Tableware (1967) und Téléavia P111 Portable Television (1963). Letztendlich war der Designer für mehr als 400 hochmoderne, diverse Designs verantwortlich, die von einem der ersten tragbaren Fernseher, bis zum prämierten TGV Hochgeschwindigkeitszug reichen. Er meldete zeitlebens über 200 Patente an.

Tallon war davon überzeugt, dass die Quintessenz guten Designs in der Problemlösung und weniger im künstlerischen Ausdruck lag. Es ist also etwas ironisch, dass es sich bei Tallons international bekanntesten Werken, die vor allem bei Sammlern beliebt sind, um die wenigen Unikate oder um limitierte Auflagen handelt. Seine Module M400 Serie (1964) wurde ursprünglich für The Garage, dem kurzlebigen Nachtklub des französischen Regisseurs Raoul Levy, produziert. Die Sammlung, bestehend aus Stühlen, Hockern, Tischen, Lampen, Aschenbechern und Stummen Dienern, wurde später von der Galerie Lacloche überarbeitet und erweitert. Die Galerie rief auch Tallons heute höchst sammelwertes Metamorphic Trapezoidal Bed und Helicoid Spiral Staircase (ca. 1966-67) ins Leben. Andere künstlerische Designs, die dem Sekundärmarkt einheizten, sind Tallons Zombie Stuhl (1967) und Siège-Portrait (1967), die Merkmale seines Freundes und bekannten französischen Künstlers César aufweisen.

Die große Bandbreite seiner Arbeiten ist nun an einem einzigen Ort zu sehen. Tallon kann damit seinen rechtmäßigen Platz innerhalb des internationalen Designverzeichnisses einnehmen.

Roger Tallon: Design in Motion ist im Les Arts Décoratifs bis einschließlich 8. Januar, 2017 zu sehen. 

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    • Rachel Miller

      Rachel Miller

      Rachel kommt aus Kalifornien, USA. Derzeit lebt sie in Berlin und macht in Literaturwissenschaften ihren Master. Wenn sie nicht gerade liest oder schreibt, ist sie auf der Suche nach Berlins bestem Craft Bier. Ihre Reiselust inspiriert sie zu großen Abenteuern an verschiedensten Orten auf der Welt sowie zuhause in ihrer Küche.