Die Welt zu Gast im Bazar Noir in Berlin


Reiselust

Von Anna Carnick

Der Design-Shop Bazar Noir, mit seinem Sitz in Berlins pulsierendem Szene-Bezirk Kreuzberg, zeichnet sich durch ein entspanntes Flair aus. Für Berliner Insider*innen ist der Bazar Noir einfach ein Muss. Das Geschäft lenkt zunächst die Blicke auf sich mit seiner Eingangsfassade aus Glas, die zum Teil von einem dunklen Vorhang eingerahmt wird, der vom Boden bis zum Dach reicht. Der verführerische, fast höhlenartige Innenraum, der sich dahinter verbirgt, strahlt eine Atmosphäre aus, die zugleich hip, luxuriös und dennoch ein bisschen geheimnisvoll ist.

Das örtliche Designstudio Hidden Fortress entwarf hier ein Ensemble, in dem die schwarzen Wände, die Böden, die Decken und die Ausstellungsgegenstände von Bazar Noir auf dramatische Art und Weise durch eine zentrale, freischwebende Treppe halbiert werden. Das Büro auf der zweiten Etage bildet einen weiteren Kontrast durch seinen Schwerpunkt auf leichtem, maritimem Kiefernholz. Die Komposition ist zugleich fesselnd als auch ein bisschen verspielt - und somit ergibt sich die perfekte Bühne für die Hauptgegenstände des Bazar Noir: eine reiche und vielschichtige Sammlung von sowohl alten als auch neuen Designobjekten, die von der Gründerin Catherine Pfisterer kuratiert wurden.

Es gibt geschnitzte Vintage Türen im marokkanischen Berber-Stil (einzelne Sandkörner sind sogar noch in den Spalten sichtbar), Beni Ourain Teppiche, Dogon-Masken aus Mali und Gegenstände aus Afghanistan, Indonesien und vielen anderen Orten, in denen Catherine Pfisterer sorgfältig ihre Objekte ausgesucht hat. Gleich daneben finden sich zeitgenössische Designs, die aus der hauseigenen Produktionsserie des Geschäftes stammen: Bazar Noir Editions. Dazu gehören tiefschwarze Beistelltische aus Vulkanlehm von Jojo Corväiá oder raffinierte Behälter aus Eschenholz, die von der uralten Tradition des Drechselns inspiriert und vom Büro Famos hergestellt wurden. Beide Studios sind in Berlin ansässig und ihre Werke gesellen sich zu Beleuchtungsdesigns von Designer*innen aus Beirut, Ljubljana und Warschau, um nur ein paar zu nennen.

Es handelt sich um eine vielseitige aber auch fließende Sammlung. “Es gibt eine gewisse Bazar Noir DNA” erklärt Pfisterer. “Die Hauptelemente sind minimalistische Designs und Oberflächen und hinzu kommen edle und natürliche Materialien: Holz, Marmor, Stein, Leder und Lehm. Im Vordergrund stehen die Elemente und das Erleben. Ich möchte, dass die Menschen Spaß daran haben, mit diesen Stücken zu interagieren. Es gibt stets kleine Einzelheiten, die die Objekte ganz besonders einzigartig machen. Und fast alles ist von Hand gefertigt; ich ziehe die Handarbeit der Massenfertigung vor. Darüber hinaus folge ich keinen Trends. Ich halte mich auf dem Laufenden, aber ich orientiere mich an meinem eigenen Geschmack. Meine Kriterien sind streng und diesen bleibe ich treu.”

Und selbstverständlich gibt es da noch diesen ausgeprägten Hang zur Wanderlust. Sobald man den Bazar Noir betritt, wird die Leidenschaft für Reisen und für die Ferne sofort deutlich - von indischen Holzskulpturen bis hin zu Vintage Mossi-Armbändern aus Burkina Faso. “Ja, ich denke diese Räumlichkeiten strahlen ein gewisses Fernweh aus” gesteht Catherine Pfisterer mit einem Lachen.

Geboren wurde sie im Süden Frankreichs und seitdem hat sie in vielen Ländern in unterschiedlichen Lebensphasen gewohnt. Doch vor zwanzig Jahren ließ sie sich mit ihrer Familie in Berlin nieder. Die zierliche und schicke Weltenbummlerin beschreibt sich selbst als Autodidaktin und für sie ist Reisen “das großartigste Geschenk”, das man erhalten kann. Das Fernweh hat sie bereits früh gepackt und sie reiste oft alleine als Kind. Jetzt schließt sich der Kreis, da sie mit ihren Kindern die Welt erkundet.“Reisen ist sehr wichtig für mich” erklärt sie. “Es wirkt sich stark auf die eigene Sichtweise aus. Meine Philosophie lautet: Eine Welt, ein Leben. Ich möchte so viel sehen wie möglich. Und ich möchte, dass meine Kinder ebenfalls so viel wie möglich zu sehen bekommen. Daher nehme ich sie überall auf meinen Reisen mit.”

  Gründerin Catherine Pfisterer auf ihrem Bazar Noir gebrandeten Auto Foto © Pedro Gething für Pamono
Das Bazar Noir Projekt entstammt aus diesem Hang zum Reisen. Jahrelang sammelte Pfisterer Stücke für ihr eigenes Zuhause, wenn sie auf Reisen war. Ihre Freunde fragten sie oft, woher diese bezaubernden Schätze stammen und sie baten sie darum, ihnen ebenfalls Stücke mitzubringen. Nach einer Weile beschlossen ihr Partner und sie, dass ein Geschäft der nächste logische Schritt sei. Vor weniger als fünf Jahren wurde Bazar Noir eröffnet und Pfisterers Geschäft wurde, praktisch über Nacht, zu einer angesagten Designadresse in der Stadt.

Seitdem hat sich Bazar Noir organisch von einem Konzeptladen zu einem Galerieformat entwickelt. Zusätzlich wird auch die Welt der Inneneinrichtung mit einbezogen: “Wir möchten uns nicht nur auf einen Aspekt konzentrieren” sagt Pfisterer. “Je mehr Projekte ich angehe, umso gespannter werde ich.” Mit Bazar Noir Editions setzt sie diese intuitive Entwicklung fort. Die Sammlung reicht von zeitgenössischen, handgefertigten Möbeln und Accessoires bis zu einem einzigartigen Motorrad, das in Zusammenarbeit mit dem polnischen Auftragshersteller Unikat Motorworks produziert wurde. Sogar ein Raumduft wurde von ihrer Kindheit in Frankreich inspiriert: leicht rauchig, mit einer Spur von Lavendel und Jasminblüte. Ungeachtet von einzelnen Klassifizierungen, so sagt Pfisterer, strahlt jedes Stück “die Essenz des Bazar Noir aus”.

Und was bringt die Zukunft für Pfisterer? “Nach fünf Jahren Geschäftserfahrung habe ich eine klare Vorstellung entwickelt, wohin es gehen soll und worauf ich abzielen möchte. Ich forciere aber nie etwas, denn bisher hatte ich auch viel Glück. Die Menschen und die Projekte sind von alleine gekommen und glückliche Zufälle waren ein wichtiger Teil meines Weges. Bazar Noir ist eine Reise; eine Geschichte, die sich nach wie vor ihren eigenen Weg sucht.”

  • Text von

    • Anna Carnick

      Anna Carnick

      Als ehemalige Redakteurin bei Assouline, der Aperture Foundation, Graphis und Clear feiert Anna die großen Künstler. Ihre Artikel erschienen in mehreren angesehenen Kunst- und Kulturpublikationen und sie hat mehr als 20 Bücher herausgegeben. Sie ist die Autorin von Design Voices und Nendo: 10/10 und hat eine Leidenschaft für ein gutes Picknick.
  • Fotos von

    • Pedro Gething

      Pedro Gething

      Unser Multitalent Pedro ist immer voller guter Ideen und von seiner Wahlheimat Berlin ganz begeistert.. Als portugiesisch-britischer Fotograf mit einem Abschluss in Design, ist er von Natur aus neugierig und stillt seinen Wissensdurst, indem er die Welt bereist. Ist er also nicht in unserem Büro anzutreffen, um unsere Fotos zu bearbeiten, ist er ganz bestimmt auf Entdeckungstour.

  • Übersetzung von

    • Ilias Ben Mna

      Ilias Ben Mna

      Ilias wuchs im Süden Deutschlands auf, aber mittlerweile ist er an vielen Orten daheim. Sein Fernweh brachte ihn nach North Carolina, wo er das College Basketball Team seiner Uni in Chapel Hill anfeuerte, nach Tunesien, wo er sich oftmals einen schwarzen Tee mit seinen Verwandten genehmigte und in die bildhübsche Stadt Vancouver in Kanada, wo er als Social Media Manager arbeitete. Momentan schreibt er eine Doktorarbeit zum Thema Film und zu seinen Hobbies gehören Gitarre spielen und die Berliner Comedy Clubs, die er unbeirrbar auf der Suche nach dem nächsten Lacher durchforstet.