Gufram

Italien

Der Grundstein für Gufram wurde 1952 in Turin mit der Eröffnung eines Ateliers für Möbelproduktion der Brüder Gugliermetto gelegt. Als in den 60er Jahren die Ideen radikaler Architektur und Anti-Design in Italien - und besonders in Turin - Form annahmen, bemühten sich die Brüder, neue Wege für aufstrebende Künstler, Architekten und Designer und deren Experimente mit neuen Formen und Materialien in der Möbelproduktion zu ebnen. 1966 wurde Gufram (als Akronym aus Gugliermetto Fratelli Arredamenti Moderni) zu einem „Kreativlabor“ unter der künstlerischen Leitung des italienischen Designers Giuseppe Raimondi (verst. 1997). Von Anfang an widmete die Marke sich der Suche nach Ästhetik, Technologie und besonderen Materialien - die künstlerische Freiheit sollte wichtiger sein als reine Funktionalität und logistische Beschränkungen.

Polyurethan-Schaum wurde zum Markenzeichen Guframs. Seine ausgeprägte Formbarkeit und vielseitige Einsatzfähigkeit erwiesen sich als besonders geeignet, die provokative, von Pop-Art inspirierte und oft ironische Ästhetik der Marke auszudrücken. Während der späten 60er und in den frühen 70ern brachte Gufram eine Reihe heute kultiger, aus Polyurethan geformten Werke mit in das Sortiment ein und arbeitete häufig mit den damaligen fortschrittlichsten Designern zusammen. Besondere Stücke der Anfänge Guframs sind zum Beispiel Raimondis futuristische Alvar Lounge von 1967; die wie Gestein aussehenden Teppiche Pavèpiuma Carpets aus dem selben Jahr und Sassi von 1968; der von dem Physiker Tullio Regge mit Hilfe der Mathematik entworfene Stuhl Detecma, auch von 1968; der beliebte Kunstgrasstuhl Pratone (1971) von den radikalen Designern Giorgio Ceretti, Pietro Derossi und Riccardo Rosso; das wie Lippen geformte, nach Dalí aussehende Bocca Sofa von 1970 aus dem radikalen Studio 65; und der aus dem Jahr 1972 stammende Cactus Coat Stand der Designer Guido Drocco und Franco Mello.

Durch ihre Präsentation bei der Triennale in Mailand 1968 gelangte Gufram in das internationale Blickfeld. Internationalen Ruhm jedoch erhielt die Marke erst durch die Teilnahme an MoMAs bahnbrechender Ausstellung im Jahr 1972 mit dem Namen Italy: The New Domestic Landscape, die konzeptuell angetriebene Werke von Künstlern wie Joe Colombo, Gaetano Pesce und Archizoom zusammenführte und die Blütezeit der Moderne wohl zum Ende brachte. Gufram ging nun in die Designgeschichte ein.

Der große Katalog der Marke ist heute in zwei Sammlungen unterteilt: „Made in Italy“ umfasst in größerem Umfang erhältliche Arbeiten wie Raimondis Alvar und Mozza (1968), Regges Detecma, Jolly Roger von Fabio Novembre (2013), Karim Rashids Bounce (2014) und „Handmade in Italy“, der handgemachte, limitierte Werke enthält, unter anderem La Cava von Gianni Ruffi (1973), Valerio Berrutis Summertime (2013) und The End, welches 2014 in Zusammenarbeit mit Maurizio Cattelans und Pierpaolo Ferraris TOILETPAPER herausgebracht wurde. Zu den anderen Mitwirkenden der letzten Zeit gehören Emanuele Magini, Studio Job und Ross Lovegrove.

30 Jahre behielt Gufram seinen Hauptsitz in Turin, bis die Firma 2005 von der Poltrona-Frau-Gruppe erworben wurde. Danach wurde Gufram 2001 von Frau Sandra Vezza und ihrem Sohn Charly gekauft, die als Unternehmer in diesem Gewerbe die historische italienische Marke wiederbeleben wollten. Heute sitzt Gufram in Barolo und Roddi in Italien.

Die Designs der Firma sind in vielen der weltweit wichtigsten Designsammlungen zu finden, darunter das Metropolitan Museum of Art und MoMA in New York, das Vitra Design Museum in Weil am Rhein, die Triennale in Mailand, das Centre Pompidou in Paris und viele mehr.

 

* All images courtesy of Gufram.