Peter Behrens

Deutschland

Der Architekt, Designer und Künstler Peter Behrens (1868-1940) war einer der einflussreichsten Designer des 20. Jahrhunderts und ist als Vater des modernen Industriedesigns bekannt. Er war außerdem Gründungsmitglied der Münchner Sezession und Mitgründer des Deutschen Werkbundes, welcher der Bauhaus Bewegung den Weg ebnete.

Behrens wurde 1868 in Hamburg geboren und studierte sowohl in seiner Heimatstadt als auch in Düsseldorf und Karlsruhe Malerei. 1890 zog er nach München und begann seine Karriere als Maler, Illustrator und Buchbinder. 1903 zog er nach Düsseldorf um an der Kunstakademie Düsseldorf zu unterrichten. 1899 bekam er durch den hessischen Großherzog Ernst Ludwig die Möglichkeit ein Haus, in der neu gegründeten Darmstädter Künstlerkolonie zu bauen. Behrens ließ die dekorativen Verzierungen des Jugendstils hinter sich und wandte sich einer nüchternen und schlichten Ästhetik zu.

1907 gründete Behrens gemeinsam mit anderen Künstlern, Designern und Unternehmen den Deutschen Werkbund, eine Organisation, die die Prinzipien der englischen Arts and Crafts Bewegung mit deutlich neuen, modernen Ideen verband, um das Design alltäglicher Objekte zu verbessern. Wie sehr sich Behrens diesem Ziel verschrieben hatte, sowie die Umsetzbarkeit der Ideale der Organisation, zeigt sich am deutlichsten in seinem Entwurf für das AEG Turbinenwerk in Berlin. Obwohl Behrens weder als Ingenieur noch als Architekt ausgebildet war, wird die Fabrik als eines der frühesten und einflussreichsten Beispiele für moderne Architektur angesehen und ist auch über 100 Jahre später noch in Betrieb.

Behrens Beziehung zu AEG (Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft) war wegweisend und modern. Behrens war nie direkt bei AEG angestellt, sondern arbeitete als künstlerischer Berater und kreierte den gesamten Unternehmensauftritt und die Markenbildung des Industriegiganten. Behrens erster Auftrag war es, die Fabriklampen neu zu entwerfen. Er optimierte sie, indem er ihre plastischen Eigenschaften und Proportionen anpasste. Aufgrund des großen Erfolges der Lampen designte Behrens weitere Objekte für AEG, darunter Uhren, Kaffeemaschinen, Wasserkocher, Ventilatoren und Armbanduhren sowie Schriftarten, Werbeanzeigen und Logos. Sein Design Ethos kontextualisierte die Moderne im sich rasant verändernden Zeitalter der Industrialisierung.

Von 1907 bis 1912 war Behrens' Studio ein Anziehungspunkt für einige der wichtigsten modernen Architekten und Designer des 20. Jahrhunderts. Bemerkenswerterweise lernten oder arbeiteten Walter Gropius (1883-1969), Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969), und Le Corbusier (1887-1965) alle unter oder für Behrens am Anfang ihrer Karriere. Behrens lehrte von 1922 bis 1927 an der Wiener Akademie der bildenden Künste und leitete die Abteilung für Architektur an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin, an welcher er viele Jahre lang lehrte.

1926 beauftragte der Spielzeughersteller Wenman Joseph Bassett-Lowke Behrens damit, sein Haus aus dem 19. Jahrhundert, das von Charles Rennie Mackintosh renoviert worden war, zu ersetzen. Behrens' allgemein als das erste Beispiel für moderne Wohnarchitektur im Vereinigten Königreich angesehene New Ways Haus wurde 19 Jahre nachdem der Deutsche Werkbund gegründet worden war um gegen britisches Design anzutreten, designt.

Im Laufe seiner Karriere designte Behrens viele ikonische Gebäude, darunter die Mannesmann-Werke in Düsseldorf (1911–12), die großartige Deutsche Botschaft in der damaligen russischen Hauptstadt St. Petersburg (1911-1913) und die Neue Synagoge in Žilina in der Slowakei (1928-31). Er entwarf außerdem die ikonische Typografie der Dem Deutschen Volke Inschrift am Gebäude des Reichstages in Berlin.

Behrens starb 1940 im Alter von 71 Jahren in Berlin. Die Fakultäten für Architektur und Innenarchitektur an der Fachhochschule in Düsseldorf wurden nach ihm benannt.