Michael Graves

Princeton, Vereinigte Staaten

Der amerikanische Architekt Michael Graves gilt eines der bekanntesten postmodernen Architekten des 20. Jahrhunderts und sein reichhaltiges Werk an Bürogebäuden, Läden, Krankenhäusern und Haushaltsprodukten findet heute großen Anklang. Im Laufe seiner Karriere entwarf er über 350 Gebäude und über 2.500 Produkte.

Er wurde 1934 in Indianapolis, Indiana, geboren. Im Jahre 1958 erhielt er einen Bachelor in Architektur von der University of Cincinnati. Anschließend erwarb er 1959 einen Master in Architektur von der Harvard University. Im Jahre 1960 wurde Graves der Rome Prize verliehen und er studierte daraufhin die nächsten zwei Jahre Architektur an der American Academy in Rom. Nach seiner Rückkehr in die USA, nahm er eine Lehrtätigkeit an der Princeton University auf, die 39 Jahre dauerte. 1964 gründete er seine eigene Architekturfirma, Michael Graves & Associates, in Princeton, New Jersey.

Während der 1970er machte Graves sich einen Namen als einer der “New York Five”, eine Gruppe junger New Yorker Architekt*innen, die sich für eine neue und unverfälschte Art der Moderne einsetzten und dabei Inspiration von der minimalistischen Ästhetik Le Corbusiers aus den 1920ern und 30ern bezogen. Neben Mitgliedern wie Peter Eisenman (geboren 1932), Charles Gwathmey (1938-2009), John Hejuk (1929-2000) und Richard Meier (geboren 1934), verkörperte Graves diese Ästhetik in Werken wie dem Snyderman House in Fort Wayne, Indiana (1972) - einem Einfamilienhaus, das von Kritiker*innen und Architekt*innen gleichermaßen als erfrischendes und neues Beispiel der Moderne gefeiert wurde.

In den 1980ern trug Graves dazu bei, die Diskussion um Architektur von puren Gestalten hin zu einer neuen gemischten Formensprache zu entwickeln, nämlich dem postmodernen Design. Er befürwortete einen humanistischen Ansatz und ließ wieder Farbe und Kunst in die Architektur einfließen. In diesem Zusammenhang wandte sich der berühmte italienische Architekt Ettore Sottsass an Graves, und lud ihn dazu ein, sich seinem künstlerischen Kollektiv Memphisanzuschließen. Diese Gruppe bestand aus radikalen gleichgesinnten Designer*innen, die die konventionelle Sichtweise von Design in Frage stellten und die den postmodernen Stil maßgeblich prägten. Graves leistete mit mehreren Designs einen bedeutenden Beitrag zu Memphis. Zu seinen Entwürfen gehört der Plaza Frisiertisch (1981) und das Stanhope Bett (1982). Das bahnbrechende Werk von Graves wurde im Jahre 1982 bei der Eröffnung des Portland Building in Oregon ausgestellt. Trotz gemischter Kritiken erhielt das Gebäude schließlich Anerkennung für seine historische Bedeutung und wurde in Form einer Auszeichnung durch das American Institute of Architects im Jahr 1983 entsprechend gewürdigt.

In den 1990ern, arbeitete Graves gemeinsam mit der amerikanischen Handelskette Target an einer Kollektion von Haushaltswaren und bekräftigte damit seinen Anspruch, dass großartiges Design für alle zugänglich sein soll. Ein paar seiner Zeitgenoss*innen interpretierten diese Zusammenarbeit als ein rein kommerzielles Unterfangen. Graves sah jedoch im Design eine Möglichkeit für Unternehmen, sich ästhetisch zu profilieren. Als er gefragt wurde, ob er keine Angst hätte, dies können seinen Ruf schädigen, antwortete er lediglich: “Im Gegenteil. Das wollte ich damit erreichen.” In den Folgejahren sind viele bekannte Designer*innen, darunter Dror Benshetrit, Marcel Wanders und Karim Rashidseinem Beispiel gefolgt und haben sich ebenfalls mit Target zusammengeschlossen.

2003 erlitt Graves aufgrund einer Rückenmarksentzündung eine Querschnittlähmung. Kurz darauf wurde er zum Verfechter eines gesundheitsbewussten Designs. Im Rahmen seiner Bemühungen, Design zur Besserung der gesundheitlichen Fürsorge für Patient*innen, Familien und Ärzt*innen einzusetzen, wurde er vom Center for Health Design zu einem der Top 25 Most Influential People in Healthcare Design gekürt. 2013 wurde er von Präsident Obama zu einem Mitglied des United States Access Boards ernannt, das sich der Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen widmet.

Die bedeutendsten Architekturprojekte von Graves sind das Humana Gebäude in Louisville, Kentucky (1982), das Team Disney Gebäude in Burbank, California (1986), das Detroit Institute of Arts in Michigan (1990), das Ministry of Health, Welfare and Sport in Den Haag (1993), das Denver Public Library (1995), das Indianapolis Art Center (1996) sowie ein Ausbau des Whitney Museum of American Art in New York, das Mitte der 1980er vorgeschlagen, aber nie realisiert wurde.

Zudem betreute er umfangreiche Projekte für große Unternehmen wie Dansk, Disney, JC Penney, Swid Powell sowie für viele andere weltweit bekannte Marken. Seine wohl bekannteste Zusammenarbeit entstand zusammen mit der italienischen Marke AlessiAus dieser Partnerschaft, die über Jahrzehnte dauerte, gingen 150 durch Graves entworfene Produktdesigns hervor. Sein berühmter Wasserkocher 9093 Kettle (1985) mit pfeifendem Vogel wurde zum Verkaufsschlager für die Firma Alessi. Es wurden bis dato über zwei Millionen Exemplare verkauft.

Im Laufe seiner Karriere erhielt Graves zahlreiche renommierte Preise und Auszeichnungen, darunter die National Medal of Arts von Präsident Clinton 1999, die AIA Gold Medal 2001, den Richard H. Driehaus Prize 2012 sowie den National Design Award for Lifetime Achievement 2015. Graves war der erste Architekt, der 2010 in die New Jersey Hall of Fame aufgenommen wurde und er war auch der erste Empfänger des Michael Graves Lifetime Achievement Award durch die New Jersey AIA. Er erhielt 14 Ehrendoktortitel und war sowohl ein Mitglied der

American Academy of Arts and Letters als auch ein Mitglied des American Institute of Architects.

Graves verstarb 2015 in Princeton im Alter von 80 Jahren.